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Das Gleichgewicht wiederfinden – Übungen gegen Schwindel

Viele Menschen kennen das unangenehme Gefühl, wenn der Boden schwankt oder sich alles dreht. Schwindel tritt plötzlich auf und bringt Übelkeit, Benommenheit oder Gleichgewichtsprobleme mit sich. Viele ältere Menschen leiden darunter. Aber nicht nur sie.

Schwindelattacken können selbst körperlich fitte Menschen überraschen“, weiß die Physiotherapeutin Ann Kathrin Saul, deren Behandlungsschwerpunkte die Themen Schwindel und Gleichgewicht sind. „Passiert das beim Treppensteigen, Radfahren oder während der Pflege, drohen Stürze mit ernsten Folgen.“ Diese Verletzungsgefahr ist der eine Grund, weshalb die Ursachen von Schwindel diagnostiziert und behandelt werden sollten. Ein anderer Grund: „Betroffene können mitunter ein Schwindelgedächtnis entwickeln. Dann kehrt der Schwindel auch noch Monate oder Jahre nach erfolgreicher Behandlung der ursprünglichen Schwindelursache zurück.“ Deswegen ist es während und nach einer Schwindelerkrankung wichtig, sich wie gewohnt zu bewegen und weder Schonhaltungen einzunehmen noch Vermeidungsstrategien zu entwickeln. Wer regelmäßig unter Schwindel leidet, sollte sich an spezialisierte Schwindelfachzentren wenden. Auch viele HNO-, Neurologie- oder Physiotherapiepraxen vor Ort bieten Diagnosen und Therapien an. Bei der Suche nach fachlicher Unterstützung ist es ratsam, auch Angebote zur „vestibulären Therapie“ einzubeziehen. Diese Behandlungsmethode stärkt das Gleichgewichtssystem im Innenohr und Gehirn (= Vestibularsystem) und kann Schwindel lindern.

Was löst Schwindel aus?

Schwindel ist ein Symptom, das durch Herz-Kreislauf-Störungen oder Erkrankungen des Nervensystems, des Innenohrs oder des Gehirns entsteht. „Am häufigsten tritt der gutartige Lagerungsschwindel auf“, erklärt Saul. Er betrifft nicht nur bettlägerige oder pflegebedürftige Menschen, sondern auch pflegende Angehörige. „Lagerungsschwindel fühlt man bei speziellen Kopfbewegungen. Er kommt beim Hinlegen oder Drehen im Bett vor, aber auch im Alltag – etwa beim Bücken, Hoch- oder Runterschauen.“ Stress, Angst und andere psychische Belastungen können Schwindel ebenfalls hervorrufen oder verstärken, dann spricht man von funktionellem Schwindel oder phobischem Schwankschwindel. 

Bei akuten Schwindelattacken Ruhe bewahren

Bei akutem Schwindel gilt es, Ruhe zu bewahren, sich festzuhalten oder hinzusetzen, um nicht zu stürzen. Oft hilft es, den Kopf aufrecht und still zu halten. Beim gutartigen Lagerungsschwindel können spezielle Lagerungs- und Befreiungsmanöver die für das Gleichgewichtssystem wichtigen Ohrkristalle (Otolithen) wieder an ihren Platz bringen. 
Zudem kann man dem Gehirn beibringen, mit Schwindel umzugehen, um ihn weniger zu spüren. Die Physiotherapeutin empfiehlt dafür zwei einfache Übungen, um leichten Schwindel zu provozieren und so das Gleichgewicht zu trainieren. Vor Beginn des Trainings ist eine physiotherapeutische Befundung und Therapieplanung sinnvoll, denn die vielen Ursachen von Schwindel erfordern unterschiedliche Behandlungsansätze. Die Übungen wirken überdies nur, wenn sie dem persönlichen Leistungsstand entsprechen.
Die Übungen lösen leichten Schwindel aus. Deshalb ist eine sichere Umgebung wichtig. Trainieren Sie zu Beginn auf einem Stuhl (mit Lehne) sitzend oder in einer Ecke stehend, mit der schützenden Wand im Rücken. Danach steigern und im freien Stand oder Gehen üben. „Je höher und freier die Ausgangsstellung, desto alltagstauglicher das Training“, betont Ann Kathrin Saul. „Schließlich erledigen pflegende Angehörige ihre Aufgaben auch meist im Stehen.“ 


Zwei leichte Übungen gegen Schwindel

1. Blick folgt Kopfbewegung

Im Sitzen oder Stehen

  • 5x von links nach rechts und zurück
  • 5x von unten nach oben und zurück
  • 5x diagonal von links oben nach rechts unten
  • 5x diagonal von rechts oben nach links unten 

2. Kopfbewegung mit fixiertem Blick 

Im Sitzen oder Stehen

  • Arm nach vorne strecken, Daumennagel mit dem Blick fixieren
  • Übungsfolge von Nr. 1 durchführen
  • Wichtig: Nur der Kopf bewegt sich, der Blick bleibt fixiert
  • 20 Sekunden lang kleine Kopfschüttelbewegungen („ja“ und „nein“)

Weitere Informationen

Was ist Schwindel? Welche Arten gibt es? Wie wird er diagnostiziert und behandelt? Antworten liefert das Deutsche Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ)

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