Adaptive Kleidung für Pflegebedürftige
Magnetverschlüsse und elastische Bündchen können die Pflege erleichtern.
Das An- und Auskleiden von pflegebedürftigen Menschen ist oft mühsam. Das gilt vor allem dann, wenn sie sich nur schwer oder nur unter Schmerzen bewegen können, im Rollstuhl sitzen oder bettlägerig sind. Viele von ihnen möchten aber diese alltägliche Routine möglichst lange selbstständig bewerkstelligen. Nicht zuletzt deshalb, um ihre pflegenden Angehörigen zu entlasten. Adaptive Kleidung kann da die Lösung sein.
Adaptive Kleidung
Bei adaptiver Kleidung handelt es sich um spezielle Oberteile, Hosen, Nachthemden, Unterwäsche oder Schuhe, die von pflegenden Angehörigen oder Pflegebedürftigen einfach an- und ausgezogen werden können. Die Kleidung verfügt zum Beispiel über weite Öffnungen, leicht zu handhabende Verschlüsse und andere funktionale Elemente. Einige Kleidungsstücke sind extra für langes Sitzen, Liegen oder für die medizinische Versorgung im Pflegealltag konzipiert. Adaptive Kleidung hat gegenüber reiner Funktionskleidung oder Krankenhauswäsche einen Vorteil: Sie ist nicht nur praktisch und bequem, sondern auch modisch.
Hautfreundliches und rutschhemmendes Material
Neben der einfachen Handhabung besitzen adaptive Kleidungsstücke oft weitere Eigenschaften, die für Pflegebedürftige wichtig sind. Die Stoffe haben zum Beispiel nur wenige, sehr flache und sauber verarbeitete Nähte, um Druckstellen zu vermeiden. Weiche, atmungsaktive und schnell trocknende Materialien beugen Hautirritationen vor oder sind bei hohen Temperaturen waschbar. Antibakterielle Stoffe verringern die Geruchsentwicklung und das Infektionsrisiko bei nasser oder verschmutzter Kleidung.
Magnete können Herzschrittmacher beeinträchtigen
Adaptive Kleidung ist nicht nur für pflegende Angehörige praktisch, sondern auch für Pflegebedürftige, die sich (teilweise) noch selbst an- und ausziehen. Allein ihre Bedürfnisse und motorischen Fähigkeiten entscheiden darüber, welche Kleidungsstücke und Verschlüsse sinnvoll sind und angeschafft werden sollten. Das Öffnen und Schließen von Klettverschlüssen funktioniert zum Beispiel nur dann, wenn die Finger noch ein gewisses Maß an Kraft haben. Liegen die Öffnungen oder Verschlüsse der Kleidung an ungewohnten Stellen am Körper, sollten pflegende Angehörige darauf achten, dass dort keine Druckstellen entstehen. Vorsicht ist geboten, wenn Pflegebedürftige auf Kleidungsbestandteile allergisch reagieren oder empfindliche medizinische Systeme tragen. Magnete können die Funktion von Herzschrittmachern oder implantierten Defibrillatoren beeinträchtigen und sollten in diesem Fall nicht Bestandteil der Kleidung sein.
Mehr Zeit und Würde
Für pflegende Angehörige kann adaptive Kleidung eine sinnvolle Unterstützung im Alltag sein, da das An- und Ausziehen der Pflegebedürftigen mit weniger Aufwand verbunden ist. Vor allem aber tragen die Beschaffenheit und das Design der Kleidungsstücke dazu bei, die Selbstständigkeit, das Wohlbefinden und die Würde der Pflegebedürftigen zu bewahren.
Slip-in-Schuhe: Freihändig hineinschlüpfen
Pflegende Angehörige, die den ganzen Tag auf den Beinen sind, brauchen bequemes Schuhwerk. Slipin-Sneakers mit elastischen Schnürsenkeln oder Bändern an der Oberseite sind komfortabel, lassen sich schnell anziehen und passen für drinnen wie für draußen. Dafür muss man sich bei einigen Modellen nur kurz bücken, um Lasche und Ferse auseinanderzuziehen – bei anderen Modellen ist das nicht nötig: Sogenannte Hands-free- oder Slip-in-Schuhe haben eine elastische Passform und ein stabiles Fersenteil, so dass der Träger oder die Trägerin einfach aus dem Stand hineinschlüpfen kann. Damit eignen sich die Schuhe auch für mobile Pflegebedürftige.
Merkmale adaptiver Kleidung
Verstellbare Bündchen
... ermöglichen ein bequemes An- und Ausziehen ohne Verschlüsse. Einige Kleidungsstücke oder Schuhe lassen sich flexibel in der Weite verstellen und an die jeweilige Körper- oder Fußbreite anpassen (z.B. bei Schwellungen oder Wassereinlagerungen).
Hintere, seitliche oder zusätzliche Öffnungen und Verschlüsse
... sind hilfreich, um sitzende oder liegende Menschen an- und auszuziehen. Sie ermöglichen zum Beispiel das Waschen, ohne den oder die Pflegebedürftige dafür vollständig entkleiden zu müssen.
Eingenähte Taschen und zusätzliche Öffnungen für Hilfsmittel
... gewähren einen einfachen Zugang zu medizinischen Hilfsmitteln wie Sonden, Kathetern oder Insulinpumpen. Die eingenähten Taschen und Öffnungen sind diskret angebracht und von außen kaum sichtbar.
Klett- oder Magnetverschlüsse statt Knöpfe
... erlauben ein einfaches Öffnen und Schließen der Kleidung. Pflegende Angehörige sparen Zeit, Pflegebedürftige können sich trotz eingeschränkter Beweglichkeit der Hände noch selbstständig an- und ausziehen.
Von Carolin Grehl
Foto (Titelbild): Nomad_Soul / shutterstock.com