Wünsche zur Bestattung einfühlsam erfragen
Ein Gespräch darüber, wie ein Mensch bestattet werden möchte, ist sehr schwierig zu führen. Dabei ist es für alle Beteiligten entlastend, wenn auch diese letzten Fragen geklärt sind. Wie lässt sich das Thema behutsam ansprechen?
Der letzte Weg, der Moment des Abschieds, die letzte Ruhestätte – allein der Gedanke an den Tod ist unangenehm, ein Gespräch darüber erst recht. Viele Menschen weichen diesem Thema daher aus und bedauern es nach dem Tod der oder des Angehörigen. Denn nun ist es nicht mehr möglich, letzte Wünsche zu erfüllen und sich damit selbst die Organisation des letzten Weges zu erleichtern. Neben der traditionellen Erd- und Feuerbestattung auf einem Friedhof gibt es weitere Beisetzungsarten, etwa die Bestattung auf See oder in einem sogenannten Friedwald. Auch die Abschiedszeremonie kann sehr individuell verlaufen. „Es gibt viele Möglichkeiten, und wir wissen nicht, wann das Leben zu Ende geht. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig Vorsorge zu treffen und mit Pflegebedürftigen über ihre Wünsche zu sprechen“, sagt Benno Bolze, Geschäftsführer des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV).
Warum ein Gespräch wichtig ist
Ein Gespräch darüber, wie ein Mensch bestattet werden möchte und wie die Trauerfeier ablaufen soll, stellt sicher, dass der Wille des pflegebedürftigen Menschen berücksichtigt wird. Überdies entlastet es die Angehörigen nach einem Sterbefall: „Wer die Wünsche kennt, muss in einer Zeit intensiver Trauer nicht zusätzlich schwierige Entscheidungen treffen oder Angst haben, etwas falsch zu machen“, weiß Benno Bolze, der selbst Trauerfeiern gestaltet.
Thema indirekt ansprechen
Doch wie sprechen Angehörige das sensible Thema an, ohne ihrem Gegenüber vor den Kopf zu stoßen? Einleitungen wie „Lass uns über deine Beerdigung reden“ sind zu direkt und führen eher zu Irritationen oder negativen Emotionen. Bolze empfiehlt, das Thema eher indirekt anzusprechen. Bewährt habe es sich zum Beispiel, über die Wünsche für die eigene Bestattung zu sprechen. Oft entwickle sich daraus ein Gespräch, in dem auch der pflegebedürftige Mensch sich öffnen und über seine Wünsche sprechen könne.
Gesprächsanlässe, die sich anbieten
Ein Gespräch über Tod und Bestattung lässt sich kaum planen – DEN richtigen Zeitpunkt gibt es nicht, dafür aber äußere Anlässe, die einen ungezwungenen Austausch anstoßen können. Benno Bolze nennt dafür drei Beispiele:
Nach der Beerdigung eines anderen Menschen: „Das war heute eine würdige und tröstliche Beerdigung. Was würdest Du Dir wünschen?“
Nach dem Schauen eines Fernsehfilmes, in dem eine Bestattung ein Thema war: „Ein spannendes und wichtiges Thema. Wie denkst Du darüber?“
Spaziergang im Friedwald oder auf dem Friedhof: „Schau mal, hier kann man sich einen Platz unter einem Baum reservieren. Das wäre etwas für mich. Was meinst Du?“
Wichtige Gesprächspunkte
Ist das Eis erst einmal gebrochen, sollten Angehörige weitere Vorstellungen und Wünsche der Pflegebedürftigen behutsam erfragen. Dabei geht es neben der Art der Bestattung selbst auch um den Rahmen. „Manche Menschen haben konkrete Vorstellungen“, berichtet Benno Bolze. „Sie wünschen sich einen bestimmten Ort für die Beisetzung und haben ein klares Bild davon, wie die Trauerfeier gestaltet werden soll: Welche Texte, Lieder und Gebete vorgetragen werden und ob Familienmitglieder oder Freunde etwas beitragen sollten. Wenn die Angehörigen all das wissen, erleichtert das die Vorbereitung einer Beisetzung sehr.“
Wünsche schriftlich festhalten
Um Unsicherheiten oder Konflikte in der Familie zu vermeiden, sollten die Bestattungswünsche schriftlich festgehalten und an einem Ort hinterlegt werden, der den Angehörigen bekannt ist. Benno Bolze empfiehlt, dafür neben der Vorsorgevollmacht und der Patientenverfügung ein drittes Dokument zu erstellen: „Darin lassen sich nicht nur die Entscheidungen zur Beisetzung aufschreiben, sondern auch andere Dinge, die nach dem Tod wichtig sind.“ Der DHPV-Geschäftsführer rät davon ab, diese Punkte im Testament festzuhalten, da dieses oft erst Tage oder Wochen nach der Beisetzung eröffnet würde. Auch ohne akuten Todesfall kann man einen Bestatter aufsuchen, um Fragen rund um die Beisetzung und Finanzierung zu klären.
Nicht drängen
Gesprächsangebote von Angehörigen führen nicht immer zum Erfolg. Manchmal möchten Pflegebedürftige einfach (noch) nicht über ihre letzten Wünsche sprechen. Dann sollten Angehörige zurückhaltend sein und sie nicht dazu drängen, betont Benno Bolze. „Wenn die Bestattung nicht zu Lebzeiten geregelt wird, haben die Angehörigen das Recht, sie nach der Devise zu gestalten, dass der oder die Verstorbene das sicher gerne so gehabt hätte.“ Unabhängig von den Wünschen der Pflegebedürftigen sollten Angehörige immer die Möglichkeit haben, selbst etwas zur Trauerfeier beizutragen. „Wer die letzte Begegnung mitgestaltet, dem fällt der Abschied oft leichter.“
Bestattung planen
Was ist im Sterbefall zu beachten? Informationen gibt es beim Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB) www.bestatter.de
Von Carolin Grehl
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