Schnelle Küche im Pflegealltag: Fertiggerichte aufwerten
Keine Zeit zum Kochen? Mit aufgepeppten Fertiggerichten kommt trotzdem etwas Nahrhaftes auf den Tisch.
Nach dem Essen ist vor dem Essen – zumindest kommt es vielen Menschen im stressigen Pflegealltag so vor: Kaum ist der Frühstückstisch abgeräumt, muss schon wieder an das Mittagessen gedacht werden. Vollwertige Mahlzeiten sind schließlich für pflegende Angehörige und Pflegebedürftige gleichermaßen wichtig, um bei Kräften zu bleiben. Doch beim Blick auf die Uhr wird oft klar: Heute wird es wieder nichts mit der frischen, selbst gekochten Mahlzeit.
Fertiggerichte sparen Zeit
Manchmal bleibt Pflegenden nichts anderes übrig, als auf Fertiggerichte oder sogenanntes Convenience-Food zurückzugreifen, ganz oder teilweise zubereitete Lebensmittel, die vor dem Verzehr nur noch kurz erhitzt oder mit Wasser aufgekocht werden müssen. Die einfache Zubereitung kann zeitlich entlasten, geht oft aber mit einem schlechten Gewissen einher. Schließlich enthalten viele Fertigprodukte Zusätze wie Aroma- und Konservierungsstoffe und weniger Nährstoffe als selbst zubereitetes Essen.
Blick auf Zutatenliste
Wenn schon ein Fertiggericht, dann möglichst ausgewogen, empfiehlt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Mittlerweile existiert eine große Auswahl an Produkten, die durchaus empfehlenswert sind. Fertiggerichte sind also nicht per se schlecht.“ Allerdings sei es wichtig, auf eine hohe Nährstoffdichte bei möglichst wenig Kalorienzufuhr zu achten. Ein Blick auf die Zutatenliste könne da helfen: „Was ganz vorne steht, ist auch am meisten drin."
Was sollte täglich auf dem Speiseplan stehen?
Die DGE-Empfehlungen „Gut essen und trinken“ zeigen, welche Lebensmittel und Nährstoffe Bestandteile für eine gesunde Ernährung sind. (www.dge.de).
Fertiggerichte aufwerten
Fast alle Gerichte können mit frischen Zutaten ergänzt und geschmacklich wie optisch aufgewertet werden. Silke Restemeyer weiß, wie: „Fügen Sie Fertiggerichten vor oder nach dem Erhitzen frisches oder tiefgekühltes Gemüse, Kräuter, Fischfilets oder mageres Fleisch hinzu. Fertigsalate lassen sich mit frischen Möhren, Tomaten, Gurken, Kräutern sowie Nüssen oder Samen aufpeppen.“ Für sogenannte Tütensuppen empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin ebenfalls die Zugabe von Gemüse sowie von mehr Wasser als angegeben, um den oft hohen Salzgehalt zu verdünnen.
Nahrungsergänzungsmittel zum Drüberstreuen – eine gute Sache?
Was die Werbung verspricht, klingt zu schön, um wahr zu sein: Im Handumdrehen verwandeln Nahrungsergänzungsmittel wie Weizen- und Gerstengraspulver, Algenblätter oder Vitaminmischungen eher ungesunde Gerichte in nährstoffreiche Mahlzeiten. Ist das wirklich so leicht? „Nahrungsergänzungsmittel können eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen“, betont Silke Restemeyer. Wegen möglicher Belastungen mit Krankheitserregern und dem Risiko von Allergien oder Kreuzreaktionen sollten ältere oder immungeschwächte Menschen die Produkte nur nach ärztlicher Rücksprache verwenden. „Sie beruhigen das Gewissen, gleichen aber eine unausgewogene Ernährung nicht aus. Besser ist es, die Nährstoffversorgung durch eine pflanzenbetonte und abwechslungsreiche Kost sicherzustellen.“ Als gesunde „Toppings“ empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin geröstete Samen und Kerne aller Art oder heimische Nüsse.
Was Fertiggerichte enthalten sollten – und was nicht
Möglichst viel: Gemüse oder Hülsenfrüchte, Vollkorn(-produkte), Eiweiß, ungesättigte Fettsäuren
Möglichst wenig oder keine(n): Fett und gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz, Zusatz- und Konservierungsstoffe, künstliche Aromen
Wie gesund sind Kräuter?
Küchenkräuter und Gewürze enthalten Vitamine und Mineralstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe mit gesundheitsfördernden Eigenschaften. Aufgrund ihrer geringen Menge im Essen tragen sie jedoch kaum zur Nährstoffversorgung bei. Aber: Sie werten die Speisen geschmacklich wie optisch auf und fördern die Verdauung. Während getrocknete Kräuter bei der Verarbeitung einen Teil ihrer Vitamine und Aromen verlieren, bleiben diese in tiefgefrorenen Kräutermischungen weitgehend erhalten. Am besten sind frisch geerntete Kräuter, die sich mit wenig Aufwand im Gartenbeet, auf dem Balkon oder im Topf in der Küche ziehen lassen.
Vorausschauend einkaufen und Vorräte anlegen
Wer es nicht häufig in den Supermarkt schafft, sollte sich vor dem Großeinkauf überlegen, was in den nächsten Tagen auf dem Speiseplan stehen soll, welche Zutaten benötigt werden und was noch vorrätig ist. „Ein Wochenplan ist ein hilfreicher Begleiter“, sagt Silke Restemeyer. „Legen Sie sich Listen mit Lebensmitteln an, die im Kühl- und Vorratsschrank sowie im Gefrierfach nicht fehlen dürfen. Das erleichtert den Überblick bei der Vorratshaltung.“
Bewusst essen
Idealerweise ist jede Mahlzeit möglichst bunt und abwechslungsreich. „Nur so kann man sicherstellen, dass man mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt ist“, betont Silke Restemeyer. „Wenn man es mal nicht schafft, ausgewogen zu kochen, sollte man gelassen bleiben. Entscheidend ist die Wochenbilanz.“ Ob allein oder gemeinsam mit pflegebedürftigen Angehörigen – wer langsam und bewusst isst, tut sich damit etwas Gutes.
Diese Lebensmittel sollten immer vorrätig sein:
Im Vorratsschrank
(Vollkorn)Getreideprodukte (Mehl, Nudeln, Reis, Grieß, Couscous), Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen), Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Konserven (je nach Geschmack), Knäckebrot, Zwieback, Cerealien (z. B. Haferflocken), Trockenfrüchte, Nüsse und Samen, H-Milch oder pflanzliche Alternativen, Eier, Honig und Marmelade, pflanzliche Öle, Essig, Zitronensaft, Senf, Tomatenmark, Gemüsebrühe, Gewürze
Im Gefrierfach
Gemüse (sortenrein oder gemischt) Obst (z. B. Beerenmischungen), portionierte Fisch- und Fleischfilets, TK-Kräuter, Fertiggerichte (z. B. Gemüse mit Getreide)
Im Kühlschrank / frisch gekauft
Brot, Brötchen, Milch, Käse, Joghurt, Brotaufstriche, frisches Obst und Gemüse
Tipp: So peppen Sie vier beliebte Fertiggerichte auf
Dosenravioli
Fein geschnittenes frisches Gemüse, TK-Erbsen, Mais oder Kichererbsen aus der Dose kurz mit erhitzen. Eventuell mit Kräutern und frischem Parmesan servieren.
Fertigpizza
Vor dem Backen mit frischem oder tiefgekühltem Gemüse (Zwiebeln, Paprika, Pilze, Brokkoli) oder danach mit Rucola und frischem Parmesan garnieren. Pizza mit pflegebedürftiger Person teilen und mit einem Salat ergänzen.
Hackbällchen aus der Packung
In einer Tomaten- bzw. Gemüsesauce (oder -suppe) erhitzen, dazu Reis, Kartoffeln, kurz angebratenes Gemüse oder Joghurt-Dip mit frischen Kräutern.
Erbsensuppe aus der Dose
... ist eine vollwertige Mahlzeit, wenn sie einen hohen Gemüseanteil und wenig Fett (durch Wurst oder Speck) enthält. Eventuell Kartoffelstückchen zugeben, mit frischen Kräutern verfeinern und Vollkornbrot oder -brötchen dazu reichen.
Von Carolin Grehl
Foto (Titelbild): pikselstock/shutterstock.com