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Trauerbegleitung

Für den guten Weg in ein verändertes Leben.

Es ist Januar. Die Trauerbegleiterin Susanne Ahle steht im „Raum der Stille“ des Hamburger Kinder-Hospizes „Sternenbrücke“ vor der Bilderbank. Auf ihr stehen Fotos der 19 Mädchen und Jungen, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die 2024 in der „Sternenbrücke“ die letzten Tage ihres Lebens verbracht haben. Heute nimmt Susanne Ahle diese Fotos behutsam aus ihren Rahmen und klebt sie in ein Album, auf dessen Einband „2024“ steht. Neue Fotos werden über das Jahr 2025 hindurch die leeren Rahmen füllen – bis auch sie den Weg in ein eigenes Album finden werden. Im Januar 2026.

Susanne Ahle selbst sieht sich in der Rolle einer Impulsgeberin, sie ist mehr Lebens- als Trauerbegleiterin.

Schritt für Schritt in ein verändertes Leben

„Rituale wie dieses sind wichtig“, weiß Susanne Ahle. Sie begleitet in der „Sternenbrücke“ Familien durch einen oft jahrelangen Prozess der Trauer und des Abschiednehmens von einer Tochter oder einem Sohn, von einem Bruder oder einer Schwester. „Dieser Prozess beginnt schon mit der Diagnose. Er reißt plötzlich die ganze Familie aus ihren gewohnten Bahnen“, so Ahle.

Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter können Angehörigen im Umgang mit der alles verändernden Nachricht beistehen. Susanne Ahle selbst sieht sich dabei eher in der Rolle einer Impulsgeberin, sie ist mehr Lebens- als Trauerbegleiterin: „Es ist möglich, den Abschied auch als ersten Schritt in ein verändertes Leben zu verstehen. Und ich möchte dazu beitragen, dass dieser erste Schritt gut ist“, sagt sie.

Trauer zum Thema machen

Im Kinderhospiz „Sternenbrücke“ beginnt die Trauerbegleitung bereits zu Lebzeiten des lebensverkürzend erkrankten Kindes. Das ist eher die Ausnahme. Die meisten Trauernden wenden sich frühestens einige Wochen nach der Beerdigung an eine Trauerbegleiterin oder einen Trauerbegleiter. An Stefanie Garbade zum Beispiel.

Die zertifizierte und erfahrene Trauerbegleiterin erinnert sich noch gut an eine Ärztin Mitte 50, die erst zwei Jahre, nachdem ihr Mann an Krebs gestorben war, den Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. In den vielen Gesprächen, die darauf folgten, weinte die Witwe viel und konnte endlich ihre Erinnerungen mitteilen. „Sie hat mir von ihrem Mann, von sich und ihren Gefühlen erzählt. Wir haben über den Abschied und über Schuldgefühle, aber auch über die Wut, allein gelassen worden zu sein, ihre Einsamkeit und Verzweiflung gesprochen“, erinnert sich Garbade. Aus gegenseitiger Rücksichtnahme hatten die Eheleute das baldige Sterben des Mannes nicht thematisiert. Stefanie Garbade, die auch Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Trauerbegleitung (BVT) ist, findet gerade dieses Schweigen schade: „Die beiden konnten die Chance nicht nutzen, gemeinsam zu trauern und zu besprechen, welche Erwartungen und Wünsche der Mann noch hatte“, sagt Garbade. Heute gehe es der Ärztin gut. 


Wie finde ich eine Trauerbegleitung?

Kirche, diakonische und städtische Einrichtungen sowie Hospize sind wesentliche Anbieter von Trauerbegleitungen. Die Webseite des Bundesverbandes Trauerbegleitung e.V. (BVT) bietet eine Suchmaske, um eine professionelle Trauerbegleitung in der Nähe zu finden: www.bv-trauerbegleitung.de, Rubrik: Angebote für Trauernde.

Trauerbegleitende arbeiten meist auf selbständiger Basis oder ehrenamtlich. Ihre Arbeit wird nicht von den Krankenkassen bezahlt; Trauernde müssen das Honorar selber tragen. Angebote von Hospizen, kirchlichen oder wohltätigen Einrichtungen sind meist kostenlos für die Trauernden.

Wie wird man Trauerbegleiterin oder Trauerbegleiter?

„Trauerbegleiter“ oder „Trauerbegleiterin“ ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Eine weitgefächerte Qualifizierung bietet zum Beispiel die vom Bundesverband Trauerbegleitung e.V. zertifizierte „Große Basisqualifikation Trauerbegleitung“. Sie wird von hierfür qualifizierten Mitgliedern des BVTs angeboten und unterliegt einer regelmäßigen Qualitätssicherung. BVT-Mitglieder verpflichten sich zu regelmäßigen Supervisionen und Fortbildungen. Aktuell zählt der BVT 650 Mitglieder.

Von Dr. Susanne Woelk

Foto (Titelbild): Artinun/stock.adobe.com

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